Fussball.de:

von Online-Redakteur Michael Batke am 27.03.2020 um 20:22 Uhr



SV Horst 08 und SSV Buer 07/28 erklären sich solidarisch!

"Dass Buer und wir, die ja sonst auf dem Platz heiße Derbys austragen,
in dieser Zeit solidarisch zusammenstehen, ist ganz toll"

In diesen schwierigen Zeiten der Corona-Krise und der Maßgabe der Regierung, Abstand voneinander zu halten, rücken die Menschen dennoch eng zusammen. Auch im Fußball, der momentan pausiert - und zwar in Form von starken Hilfsprojekten. So hat der SV Horst-Emscher 08 im Gelsenkirchener Nordwesten einen Einkaufsservice für aktuell bedürftige Menschen, Senioren oder Beschäftigte in sogenannten systemrelevanten Berufen ins Leben gerufen. Zunächst für die sogenannten "Risikogruppen" und Vereinsmitglieder gedacht, haben inzwischen auch andere Vereine in der Schalke-Stadt nachgezogen. FUSSBALL.DE hat sich mit Kathrin Vieth, 23 Jahre alte Studentin der Wirtschaftspsychologie und im Vorstand des SV Horst-Emscher 08 für das Ressort Vereinsmanagement zuständig, über Solidarität im Fußball in Zeiten von Corona unterhalten.

FUSSBALL.DE: Kathrin Vieth, wie kamen Sie auf die Hilfsaktion?

Kathrin Vieth:  Ich war letzte Woche in Horst unterwegs und habe gesehen, dass noch viele ältere Menschen im Supermarkt einkaufen waren. Meine Großeltern allerdings waren zu dem Zeitpunkt schon nur zu Hause und sind nicht mehr rausgegangen. Da wurde mir klar, dass man zum Beispiel auch den anderen Leuten in ihrem Alter das Einkaufen möglichst abnehmen sollte.

Sie haben den Aufruf am vorigen Mittwoch auf der Facebook-Seite des SV Horst 08 gestartet. Wie war die Resonanz?

Vieth: Auf der einen Seite sehr gut – und auf der anderen leider sehr bescheiden. Wir haben dort meine Handynummer als Kontakt angegeben, sodass man mir telefonisch oder per WhatsApp eine Einkaufsliste zuschicken konnte. Es haben sich viele Vereinsmitglieder gemeldet, die helfen wollten, doch zunächst keine, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen wollten. Ich denke, das lag daran, dass die von uns angesprochene Zielgruppe, also vor allem ältere Menschen, nicht so online-affin sind und eben auch nicht auf Facebook , Instagram oder unserer Homepage unterwegs sind. Erst zwei Tage später ging es los, als auch die lokale Zeitung etwas über unsere Hilfsaktion gebracht hat. Am Freitag kam um kurz nach 10 Uhr die erste Bestellung...

Von wem?

Vieth: Das war eine Dame aus unserer Tanz- und Fitness-Abteilung. Sie hat mich angerufen und mir gesagt, was ihr Mann und sie benötigen. Bis zum Nachmittag kamen zwei weitere "Bestellungen", darunter eine Familie mit kleinen Kindern, die zurzeit in häuslicher Quarantäne ist und mich über WhatsApp angeschrieben hat. Dann bin ich den örtlichen Supermarkt gegangen, der auch Sponsor bei 08 ist. Ich muss zugeben, dass es gar nicht so einfach war, drei verschiedene Einkaufslisten abzuarbeiten. Es war auch nicht alles da, was gewünscht wurde.

Klopapier...

Vieth: Genau, das gab es an dem Tag gar nicht, Küchenrollen auch nicht. Ich habe dann also alles besorgt, was zur Verfügung stand und den Menschen ihre Einkäufe nach Hause gebracht. Das waren sehr schöne Momente, und natürlich haben auch alle die Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten. Als ich bei der Familie mit den kleinen Kindern vor der Tür stand, habe ich geklingelt und die Einkäufe vor die Tür gestellt. Der Mann hat mir das Geld dann in einem Pokal übergeben, den sein Sohn mal bei einem Fußballturnier gewonnen hatte. (lacht)

Gab es auch Trinkgeld?

Vieth: Nein, das möchte ich auch nicht. Aber von der Familie mit den Kindern habe ich als Dankeschön eine Tafel Merci-Schokolade geschenkt bekommen, das war sehr nett!

Sind inzwischen weitere Anfragen bei Ihnen eingetrudelt?

Vieth: Ja, nach den ersten drei am Freitag kamen am Dienstag die nächsten Bestellungen. Bisher konnte ich das ja sehr gut allein bewältigen und musste die anderen 08-Vereinsmitglieder, die ihre Hilfe angeboten hatten, gar nicht fragen. Wenn sich die Anfragen jetzt häufen, umso besser, dann hat unsere Aktion ja einen schönen Effekt. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass erneut in der Zeitung etwas stand. Andere Gelsenkirchener Vereine sind ja jetzt unserem Beispiel gefolgt und bieten ebenfalls einen Einkaufsservice für die Menschen an, die diesen im Moment benötigen.

Sind Sie mit den Vertretern der anderen Vereine, SSV Buer und Resse 08, in Kontakt und tauschen sich aus?

Vieth: Ja! Andrea Weichert von der SSV Buer hat mich bereits am Freitag angerufen und gefragt, wie die Aktion bei uns organisiert sei und wie die Resonanz ist. Wir haben darüber hinaus beschlossen, in Kontakt zu bleiben und uns weiterhin auszutauschen. Dass Buer und wir, die sportlich ja sonst Konkurrenten sind und auf dem Platz heiße Derbys austragen, in dieser Zeit solidarisch zusammenstehen, ist ganz toll!

Autor/-in: Heiko Buschmann

Quelle: Fussball.de


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